"Der Wind um uns herum ist eisiger geworden, manchmal wird es auch zu heiß und wir haben den Eindruck zu verglühen, und was ist in der Zwischenzeit mit den Figurationen von Gudrun Trendafilov passiert? Die Physiognomien sind kantiger geworden, diesseitiger damit, ohne das Bewusstsein um Sinnlichkeit und Schönheit von sich zu weisen, im Gegenteil, dies noch mit besonderer Klarheit zu betonen.
Der Titel der Ausstellung „alle Wetter“ verweist auf die atmosphärischen Verwirbelungen, denen wir auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, aber auch im Gleichnis auf Verwirbelungen im Lebensfluss, auf Unsicherheiten, Unwägbarkeiten, Unberechenbarkeiten und auch heitere Momente unendlicher Schwerelosigkeit, die wir zuweilen einsam und zweisam erleben. Es geht in dieser Ausstellung um die Hingabe an die eigene Erkenntnis, im Leben zu bestehen. Die sichtbaren weiblichen Wesen bewahren das, was ihnen Wert ist, in intimen Schutzräumen.
An die Seite gestellt sind ihnen Gleichgesinnte, Tiere, deren Symbolwert über sich selbst hinausweist. In einem tiefen Blau, der Farbe des Vertrauens und der Träume sind die weiblichen Wesen befriedet im Glauben an die eigene Kraft und die daraus resultierenden lebensbewältigenden Möglichkeiten. „Vielleicht morgen“, wird der Apfel weitergegeben. Die Atmosphäre der Arbeiten besitzt ihren eigenen Atem. Es duftet nach Frühling, nach Sommer, Mücken summen, es rauscht das Meer, es droht Gewitter, flirrendes Sonnenlicht lässt eine behagliche Trägheit ahnen, der Abend legt seinen schweren blauen Mantel um die Wesen, die sich nach Zuwendung sehnen. Die Liebe welkt unter Zwang. Ihr eigentümliches Wesen ist Freiheit. Sie verträgt sich weder mit Gehorsam, noch mit Eifersucht oder Furcht. Sie ist am reinsten und vollkommensten, wo Vertrauen, Gleichheit und offenherzige Hingabe gelebt werden, so wie auf den Papieren und Leinwänden von Gudrun Trendafilov.
Das Gleichmaß der Stille tut gut. Auch wenn der Albdruck täglicher Unrast zu spüren ist. Hier wird einem nichts aufgedrängt. In der Kunst von Gudrun Trendafilov gibt es keine körperlichen und seelischen Korsetts und deshalb wirken ihre Arbeiten auch so natürlich, so als wären wir mit ihnen verwachsen.
„Ich bereue nichts“, sagte mir die Künstlerin. Und doch muss man auf der Hut sein, dass uns gegenwärtig Menschlichkeit nicht entgleitet. Gudrun Trendafilov ist eine Künstlerin, die in Farben und Linien denkt und träumt und Grenzen durchlässig macht. Sie zeichnet ihre Beobachtungen und Standpunkte, kommentiert Erlebtes und befasst sich ganz bewusst mit der Beziehung des Wesen Mensch zur Umwelt und sucht im Privaten den Keim für das gesellschaftliche Tun. Ihre Arbeiten erzeugen Illusionen, regen die Phantasie an und schenken dem Betrachter eine Freiheit, die wohltuend ist, ohne etwas erwarten zu wollen oder erwarten zu müssen.
Mit ihren privaten wie intimen Geschichten reagiert die Künstlerin hellwach auf die sie umgebende, sehr widersprüchliche Wirklichkeit. Sie sammelt Verborgenes, Vergessenes, Träume und Hoffnungen und schaut hinter Türen, die für manche von uns immer geschlossen bleiben. Sie schaut aus dem Fenster, entdeckt eine weiße Strähne, findet Wärme im Paradiesapfel, reibt sich an der Weisheit der Eule, nimmt Manches auch wörtlich, da regnet es Pech, spielt mit der Ornamentik von Schmuckpapieren, verzagt nicht bei Gewitterstimmung, schreitet weiter aus als Fahnenträgerin oder fliegt über den Dingen hinweg, nimmt diese so wie sie sind, beobachtet den Nachthimmel und die Wolkenbildungen, mal wird es kalt und mal wird es warm um sie herum. Zuweilen ist es ein Kuß, der den Paradiesapfel zum Leuchten bringt in nebliger Stimmung.
Sie ergibt sich dem Prozesshaften, dem Wandel, der auch mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zusammenhängt und lässt sich immer wieder mitreißen vom Strudel künstlerischer Inspirationen, die von einer Farbe, einem Tuschfleck, einem Gedanken, einem tiefen Gefühl ausgehen können, immer wieder begeistert von der Kraft ihrer sinnlich sinnhaften figürlichen Ereignisse auf den Bildträgern.
Ihre Kunst ist Ausdruck eines Lebensgefühls, dessen Kraftwirkung auch den Betrachter einschließt. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!"

( Karin Weber, Rede zur Ausstellung
„Alle Wetter“ in der Galerie Mitte Dresden )





"...Keine Linie und keine Farbe löst sich im Werk der Gudrun Trendafilov von eigener Empfindung. Ihre Kunst kommt nicht von außen. Sie zeichnet und malt ihre Träume, ihre Freude, ihre Sehnsucht, ihre Liebe, ihre Zweifel und schließlich ihre Selbstfindung...

Einsam und zweisam versinken die menschlichen Wesen in ihrem wundersamen Mikrokosmos, in dem alles möglich zu sein scheint, in dem sich Träume erfüllen und die Erde dem Himmel nah ist...

Die Künstlerin weiß um die Höhenflüge und bodenlosen Abgründe, denen man lebenslang ausgesetzt ist Sie findet sich in der Stille und lehrt uns das Fliegen und das Träumen... "

( Karin Weber, Kunstwissenschaftlerin und Galeristin, Dresden )